Heute früh war ich irgendwie "auf Krawall gebürstet" und musste meinem Groll gegenüber einer Kölner Tageszeitung Luft verschaffen

Aber lest doch selbst:
Kölner Stadt-Anzeiger
Neven DuMont-Haus
Amsterdamer Str.192
50735 Köln
z.Hd.v. Herrn Peter Pauls, Chefredakteur
-persönlich-
Betrifft: Umgang des KStA mit Interview-Partnern und treuen Lesern des Blattes
Sehr geehrter Herr Chefredakteur Pauls,
Ich bin Neurochirurg und Spezialist für Wirbelsäulen-Operationen in Aachen. In meiner Freizeit betätige ich mich als Autor von Romanen und Kurzgeschichten.
Es ist nunmehr fast drei Jahre her, da erschien mein Kurzgeschichten-Band "Abgründe". Ihre Lokal-Redakteurin Frau Lampe hatte es seinerzeit interessiert, warum ein Arzt neben seinem Beruf „abgründige“ Geschichten schreibt. Sie bot mir ein Interview an, zu dem ich auch brav ins Neven DuMont-Haus auf der Amsterdamer-Straße erschien. Es wurden bei dieser Gelegenheit auch Fotos gemacht. Der Artikel sollte innerhalb von 2 bis 3 Wochen in Ihrer Zeitung erscheinen.
In der Tat vergingen drei Wochen, dann auch vier, aber der Artikel erschien nicht. Nach einem Telefonat mit Frau Lampe wurde mir aber versichert, dass das Interview bald im Lokalteil zu lesen sein würde. Dem war aber nicht so! Auf eine weitere Mail von meiner Seite reagierte Frau Lampe nicht.
Eine Begründung für das Nichterscheinen des Beitrags habe ich niemals erhalten. Ich selbst vermute aber, dass als Ursache das fast zeitgleiche Erscheinen des Buches "Abgründe" aus dem Heyne-Verlag in Frage kommt, in dem ein Münchner Kriminal-Kommissar die interessantesten Mord-Fälle seiner beruflichen Laufbahn beschrieb. Denn über dieses Buch hat Ihr Blatt dann auch kurze Zeit später ausführlich berichtet.
Doch selbst wenn es so war, warum teilt man mir das dann nicht mit? Aber einfach schweigen und einen unbedeutenden Hobby-Autoren ignorieren? Das kann doch nicht der Stil Ihres Verlags-Hauses sein, oder?
Doch die Geschichte geht weiter:
Kürzlich ist mein Köln-Krimi "Brutus und der Rotlicht-Kolibri" im Sarturia-Verlag erschienen. Das Buch wurde auf der letzten Frankfurter Buchmesse vorgestellt. Anfang Januar las ich in Ihrer Zeitung, dass Frau Lampe irgendwann am Bürger-Telefon für die Leser zur Verfügung stand. Auch ihre email-Adresse wurde zu diesem Zweck veröffentlicht. Zunächst war ich überrascht: Frau Lampe war - glücklicherweise!- nicht plötzlich verstorben oder in einen indischen Ashram abgewandert. Aber warum hatte sie nie wieder von sich hören lassen?
Also versuchte ich mein Glück aufs Neue. Ich schickte ihr eine Mail mit der Frage, ob sie an einem Bericht über meinen neuen Krimi interessiert sei. Was soll ich sagen? Keine Antwort!
Hat Frau Lampe wirklich so wenig Zeit, dass es ihr unmöglich ist, eine Anfrage eines ehemaligen Interview-Partners zu beantworten? Hat die arme Frau Lampe noch nicht einmal einen Praktikanten, der ihr Kaffee kocht oder sie zwischendurch den Nacken massiert, der zumindest in ihrem Namen in einem Dreizeiler einem lästigen Bittsteller eine knappe aber deutliche Absage erteilt?
Bitte glauben Sie mir, dass ich als Arzt, der vor allem operativ tätig ist, ebenfalls nur über begrenzte Zeitressourcen verfüge. Doch wenn ich einen Brief oder eine Mail eines Patienten erhalte, dann kann der sicher sein, auch Antwort auf seine Fragen zu bekommen. Denn wenn ich das nicht tun würde und sich der Patient bei Ihrer Zeitung darüber beschwert, dann wäre das sicher dankbarer Stoff für einen Artikel in Ihrer nächsten Ausgabe!
Diesmal sende ich Ihnen dieses Schreiben als Brief per altmodischer Post und nicht als email. Vielleicht ist meine Chance dann größer, dass mein empörter Aufschrei nicht wieder als Flaschenpost im Meer der Ignoranz herumdümpelt. Ich habe immer noch Hoffnung, wenn nicht als Hobby-Autor, dann zumindest als jahrzehntelanger Abonnent Ihrer Zeitung wahrgenommen und einer Antwort für würdig befunden zu werden.
Mit unverdrossen freundlichen Grüßen
Dr. Paul Sanker