Ansgar hat geschrieben:
Ebenfalls spannend finde ich Kooperationen zwischen unterschiedlichen Kreativen. Ich glaube, Marianne (Labisch) hatte mir von einem Projekt erzählt, bei dem Texte auf Basis von Malerei entstanden sind?!
Ich denke, damit hat Marianne unser Projekt "Bilder einer Ausstellung" gemeint. Es ist Literatur, die sich auf die Musik von Mussorgski bezieht, die sich auf Bilder von Hartmann bezogen hat. Dazu sind wiederum neben Texten auch neue, von der Literatur inspirierte Bilder entstanden.
Mein Vorwort:
Zitat:
Das Matrjoschka-Projekt
Als Modest Mussorgski zu Ehren seines verstorbenen Freundes Viktor Hartmann die Komposition „Bilder einer Ausstellung“ schuf, konnte weder er noch jemand anderer ahnen, welche Auswirkungen dieses Werk haben würde. Im Lauf der Zeit wurde daraus ein weltumspannendes „work in progress“, ein Kunstwerk, das ständig weiterentwickelt wird. 1971 veröffentlichte die Classic Rock Formation „Emerson, Lake and Palmer“ ihr Live-Album „Pictures at an Exhibition“, und dies löste einen Dammbruch aus, eine kreative Flut, Werk um Werk entstand und knüpfte an die Vorläufer an.
1975 veröffentlichten Philipp Corner und KP Brehmer eine weitere Bearbeitung, die sie als „Pictures of Pictures“ bezeichneten und die sowohl auf Mussorgski als auch Wassily Kandinsky basierte. Darauf aufbauend schuf KP Brehmer eine Art der visuellen Umsetzung mit Hilfe eines Sonographen und nannte sie „Pictures of Pictures from Pictures“. Philipp Corner setzte diese Bilder wiederum (1975-79) in Musik um und kommt so zu seiner Werkbezeichnung „Pictures of Pictures from Pictures of Pictures“. Aus einer Gedächtnisausstellung mit anschließender musikalischer Hommage im Jahr 1874 war ein Matrjoschka-Projekt geworden: Die Puppe in der Puppe in der Puppe in der Puppe … Jede und jeder fügte und fügt seit nahezu 150 Jahren das Seine hinzu und spinnt den Faden weiter.
Unser hier vorliegendes Buch könnte auch den Titel haben „Stories and Pictures of Pictures at an Exhibition“ – „Geschichten und Bilder zu Bilder einer Ausstellung“.
Ich selbst hörte die „Pictures at an Exhibition“ von „Emerson, Lake and Palmer“ Anfang 1972 das erste Mal und war begeistert. Ich mochte diese Art von Musik ebenso wie harten Rock und Rhythm and Blues. Aber dieses Album bot mir ein noch mehr als The Moody Blues, The Nice und Procol Harum: Es weckte mein Interesse an klassischer Musik. Angeregt von dieser schwarzen Vinylscheibe eröffneten sich mir neue Hörwelten und Klangsphären, die ich gerne betrat.
Ich liebe spartenübergreifende Projekte und mache seit vielen Jahren sogenannte „ästhetische Korrespondenzen“ mit Malern, Fotografen, Performance-Künstlern, Musikern und Komponisten. Als Marco Habermann auf dem Geschichtenweber-Forum seine Idee von einem Text-Bild-Musik-Konzept zu „Bilder einer Ausstellung“ vorstellte, erklärte ich mich spontan zur Mitwirkung bereit. [...]