Dölger, Sylvia: Hinter deiner Tür; Kindle Edition 2012; ASIN B0076PHDAC; 2,99 €
Zu viele Leichen im Familienschrank
Lena fliegt mit Freund Jan nach Paris. Der Flug ist anstrengend, das Hotel eine billige Absteige. Als eines der Models ausfällt, kommt Jan auf die Idee, Lena einzusetzen. Schlechte Idee. Und nach der Rückkehr zieht der Fotograf aus der gemeinsamen Wohnung aus. Freundin Tina halst ihr die eigenen Kinder zum Hüten auf, statt den Seelentröster zu geben. Bei einem Wiedersehen klappt Lena zusammen, niemand kann sagen warum. Niederlagen gehören zum Leben der jungen Frau, und obwohl sie sich immer wieder aufrappelt, wird nichts besser. Ihr Selbstbewusstsein kann als nicht existent betrachtet werden. Trotz – oder gerade weil – ihre Umgebung sie immer wieder als Nothalt missbraucht. Einziger Lichtblick ist Thilo, den sie beim Yoga kennenlernt. Der Neue nimmt sie mit in eine Selbsthilfegruppe. Dort verplappert sich eine Bekannte. Es wird nur langsam besser. Aber die Katastrophe kommt doch noch, pünktlich zu Weihnachten. In Form einer alten Schuld. Und die Mutter, geübt im Manipulieren, macht mehr Druck als je zuvor.
Sylvia Dölger kommt ihren Protagonisten nahe, sehr nahe. Dies ist auch nötig, da Lena, Thilo und alle anderen nur auf den ersten Blick Einheitsfiguren sind. Da liegt Vieles im Verborgenen, versucht, sich durch Albträume und Panikattacken den Weg aus dem Dunkel zu erkämpfen. Die Schleier lüften sich nur langsam, lange Zeit kann man nur ahnen, welche Art von Geheimnissen unter der Decke gehalten werden. Es bleibt spannend bis zum Schluss, auch wenn der Thriller nicht aus einer klassischen Verfolgungsjagd besteht, sondern „nur“ im Erforschen der eigenen Vergangenheit.
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