Heimlich, Jürgen: Die Weihnachtsgeister des Herrn Lau; Lit. Limbus 2011; ISSN: 2191-5245
Jeder taugt zu etwas
Und sei es nur als schlechtes Beispiel für seine Mitmenschen. Gerhard Lau ist die Essenz dessen, was man einen Taugenichts nennt. Er frönt jedem Laster, nimmt sich was er haben möchte, behandelt seine Mitmenschen als kostenlose Ressource. Es kommt wie es kommen muss: Plötzlich hagelt es Abreibungen der derbsten Art. Und so findet sich Lau pünktlich zum Fest der Liebe im Krankenhaus wieder. Das Personal bedenkt diejenigen mit Mitgefühl, die es auch verdienen. Auftritt des ersten Geistes.
Jürgen Heimlich verdichtet in seinem Protagonisten Gerhard Lau all die negativen Eigenschaften, die ein Mensch nur haben kann. Als Gegenentwurf erscheinen die anderen Figuren als viel zu gut, etwas blass, teilweise nur als Stichwortgeber. Der Hauptdarsteller befindet sich auf seiner festgelegten Straße, die anderen sind nur die Bürgersteige links und rechts. Dies ändert sich erst, als die Geschichte mit dem Auftritt der drei Geister ihre Wendung von der einfachen Erzählung zur Phantastik nimmt. Hier wird aus dem modernen Scrooge der echte und einzigartige Gerhard Lau – und es kommt zu einem Ende, das ich nicht erwartet habe.
Spannend zu lesen, auch wenn keine Geschenke unter dem Tannenbaum liegen.
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